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Er war das Gesicht des Wasserburger Tischtennis’, war bei der Gründung der Abteilung dabei, begleitete den Aufstieg des Vereins durch die verschiedensten Ligen, prägte die Abteilung sowohl sportlich als auch menschlich und war vor allem: immer zurückhaltend, aber immer da. Sein letztes Match hat Harry Haberl nun leider verloren.

Damals 1963, als alles begann, war er schon mit dabei: Die Gründung der Wasserburger Tischtennisabteilung vor bald fünfzig Jahren hatte Harald Haberl, von allen nur Harry genannt, als junger Mann mitinitiiert. Die ersten Freundschaftsspiele und Stadtmeisterschaften, der erste Plattenkauf, die erste Teilnahme am Punktspielbetrieb, alles organisierte er mit. Warum wir das heute noch so genau wissen? Weil er es aufgeschrieben hat.

Bereits in diesen frühen Jahren sah er sich als Chronist der Abteilung in der Pflicht, schrieb jahrelang Berichte für Wasserburger Zeitung und TSV-Spiegel, berichtete von großen Erfolgen und kleinen Streitigkeiten und schrieb an der Chronik der Tischtennisabteilung, in der wir noch heute den Geist der entsprechenden Jahre herauslesen können, und immer auch den Grund seines Handelns: Den Spaß an der Freud’. Der komplette historische Teil unserer Homepage beruht auf seinen Aufzeichnungen und Sammlungen.

19 Jahre als Abteilungsleiter, von 1969 bis 1988, sprechen eine deutliche Sprache, und jeder der einmal ein Ehrenamt in einem Verein inne hatte kann in etwa nachvollziehen wie viele zähe Sitzungen, unangenehme Entscheidungen und Ärger mit den Behörden das bedeutet haben muss. Doch einer musste es tun, und wenn sich niemand fand, fand sich am Ende immer Harry Haberl.

Doch Harry Haberl war nie nur die Vergangenheit, er war auch immer die Gegenwart: Jahrzehntelang war er das erste Gesicht der Abteilung welches ein jeder achtjährige Pimpf, der zum ersten Mal das Tischtennis-Training besuchte, zu Gesicht bekam. Bewaffnet mit Isomatte und Softball, ausgestattet mit nicht zu hinterfragender Autorität und vor allem mit der Ruhe um das ganze Gewusel um ihn herum stoisch auszuhalten, leitete er das Training und brachte somit Generationen von Kindern das kleine Einmaleins des Spiels mit dem Zelluloidball bei. So prägt man eine Abteilung.

Alle sportlichen Erfolge aufzuzählen die Harry Haberl im Trikot des TSV Wasserburg errang würde viel zu lange dauern, doch sein Eintrag in den Abteilungsannalen birgt Rekorde die wohl nie mehr gebrochen werden können: 31 Stadtmeistertitel im Einzel und Doppel stehen für ihn zu Buche, zuletzt gewann er im Jahre 1999 zur Überraschung vor allem der Jungen und Hungrigen noch einmal beide Titel gleichzeitig.

Harry Haberl war jahrelang die Nummer eins der Wasserburger Rangliste, wurde immer wieder von Jüngeren überholt und kämpfte sich immer wieder ganz nach oben. Doch wahre Größe zeigte er gerade in den vergangenen zehn Jahren, als die Jüngeren dann doch nicht mehr zu schlagen waren: Klaglos – und damit ganz im Gegensatz zu vielen anderen! – nahm er den sportlichen Abstieg in der Rangliste hin und spielte als zuverlässiger Punktegarant einfach in der zweiten und später der dritten Mannschaft weiter. Sein ganz persönlicher Stil als Abwehrspieler blieb nach wie vor gefährlich und für viele zu gut – der Schreiber dieser Zeilen hat ihn nie bezwungen.

Sein Blick für die alles andere als unwichtigen Nebensächlichkeiten sorgte dafür, dass er sich regelmäßig als Schiedsrichter und Zähler des Finales der Stadtmeisterschaft zur Verfügung stellte, um diesem besonderen Spiel den wie er fand angemessenen Rahmen zu verleihen. Typisch für ihn. Ebenso wie der Umstand, dass er sich – hochgeschätzt im ganzen Kreis für seine Fairness – wohl nie mit einem Gegner an der Platte gestritten hat.

Am Samstag ist Harry Haberl nach langer schwerer Krankheit im Alter von 67 Jahren verstorben. Die Tischtennisabteilung des TSV 1880 Wasserburg wird ihn vermissen.

Danke Harry!

Philipp Hell